Inhaltsverzeichnis
1
3
Wenn man die Diskussionen des letzten Jahres verfolgt, ist neben COVID die Digitalisierung das beherrschende Thema, welche beinahe schon zur Staatsräson erhoben wird. Man gewinnt den Eindruck, als könne man ohne Digitalisierung nicht mehr (über)leben. Digitale Technologien stoßen auch ohne Zweifel in vielen Bereichen in neue Dimensionen vor. Das vorliegende Jahrbuch berichtet über smarte Möglichkeiten für die funktionelle und ästhetische Rehabilitation unserer Patienten...
4
5
6
7
8
Digitalisierung und digitale Transformation – Umsetzung in der aufsuchenden zahnärztlichen Therapie pflegebedürftiger Patienten
Dr. Volkmar Göbel
Die zahnärztliche Versorgung von jungen gesunden und mobilen Menschen hat in Deutschland durch ständige Weiterentwicklung und erfolgreiche Aufklärungsarbeit im Sinne einer früh einsetzenden Prävention ein hohes Niveau erreicht. Dafür ist die Zahnmedizin als hochtechnisierte Disziplin in Befundung und Therapieauf eine aufwendige Ausstattung angewiesen, die im Normalfall nur stationär, also praxisgebunden, zur Verfügung steht. Für die aufsuchende Behandlung greifen diese Möglichkeiten nicht mehr: Ein zunehmendes Problem besteht in der qualitativ gleichwertigen zahnärztlichen Versorgung von pflegebedürftigen Menschen, die überhaupt nicht mehr oder nur unter sehr hohem logistischen Aufwand in die Praxis gebracht werden können.
12
„Wir müssen weiblicher, jünger und digitaler werden“, postulierten jüngst deutsche Parteien in ihren Wahlprogrammen. Zumindest der ersten und letzten Forderung wird in der Zahnheilkunde schon seit Längerem verstärkt nachgekommen. So sind laut Bundeszahnärztekammer bereits mehr als zwei Drittel aller Studenten, die 2020 das Zahnmedizinstudium abschließen konnten, weiblich. In der Kieferorthopädie ist der Anteil mit über 70 Prozent sogar noch etwas höher.1 Auch die Digitalisierung wurde bereits in den 1980er-Jahren durch die Entwicklung von zahnärztlichen CAD/CAM-Rekonstruktionen an der Universität Zürich mit der Vorstellung des CEREC 1-Systems von Siemens 1988 sehr frühzeitig aufgeschlagen.2 Der folgende Beitrag soll mit Patientenberichten zeigen, wie sich heutzutage auch komplexe kieferorthopädische Behandlungen unter Anwendung rein digital basierter Analyse- und Herstellungsverfahren mit der Aligner- therapie erfolgreich lösen lassen.
18
Welche Fragen sind noch offen in der Implantologie?
Dr. Christian Gross, Priv.-Doz. Dr. Tobias Fretwurst, Prof. Dr. Katja Nelson, Prof. Dr. Dr. Rainer Schmelzeisen und Dr. Florian Kernen
Die dentale Implantologie kann auf eine 80-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. In den Anfangsjahren der Implantologie lag der Forschungsfokus auf der Verbesserung bzw. Modifikation der Implantatgeometrien und -oberflächen, um eine vorhersagbare Osseointegration und ein höheres Langzeitüberleben der Implantate zu ermöglichen. So haben sich schraubenförmige Titanimplantate mit mikro- und makrorauen Oberflächen durchgesetzt. Auf dem Boden dieser Forschung haben sich weitere Fragestellungen entwickelt, so werden aktuell Keramiken als Implantatwerkstoffe, die Ätiologie der Periimplantitis sowie die Implementierung des digitalen Workflows in der Implantologie wissenschaftlich betrachtet. Dieser Beitrag möchte eine kurze Zusammenfassung mit den jeweils offenen Fragen dieser drei Forschungsfelder bieten.
21
22
Digitale Technologien sind längst auch in der Kieferorthopädie angekommen. Mit ihnen sind zahlreiche Vorteile für den Patien-ten als auch den Behandler verbunden. So ermöglichen sie heute neben der Therapieplanung und Fertigung von Behandlungsapparaturen z. B. die Darstellung der Behandlungsoptionen sowie Vorab-Visualisierung des angestrebten Ergebnisses, was eine optimale Beratung sowie Motivierung des Patienten ermöglicht. Zudem sind Monitoring-Tools verfügbar, die den Patienten aktivin die Kontrolle des Behandlungsfortschritts mit einbinden.
24
Nicht erhaltungsfähige Einzelzähne durch Implantate zu ersetzen, wird zunehmend zur Routine. Mit intraoralem Scan, 3D-Planung und geführter Implantation gelingt diese Behandlung besonders effizient und schonend. Dass dies auch und besonders für einfachere Fälle zutrifft, zeigt das folgende Patientenbeispiel. Die konsequent digitale Versorgung erfolgt im seitlichen Oberkiefer, ohne Augmentation und mit lappenloser Implantation.
28
Digital konstruiert, manuell gefinisht: Versorgung eines Diastema mediale
Dr. Benedikt Schultheis, ZTM Alexander Kiel
Heute gibt es in der Zahnmedizin verschiedene Möglichkeiten, ein Diastema mediale zu schließen. Eine dieser Methoden ist die Versorgung der Zähne mit Veneers, die im vorgestellten Fall gewählt wurde.
31
32
Patienten wollen nicht nur über ihre bevorstehende Behandlung und mögliche Optionen aufgeklärt werden – ihnen steht eine solche Aufklärung laut dem 2013 in Kraft getretenen Patientenrechtegesetz des BGB auch verbindlich zu. Und letztlich profitieren zudem Behandler in nicht geringem Maße von aufgeklärten Patienten. Denn Patienten, die das Versorgungsziel kennen und dem Therapieplan zugestimmt haben, gehen gemeinsam mit dem Behandler den Weg dorthin. Das schafft Vertrauen in die zahnärztliche Arbeit der Praxis und in die eigene Gesundheit. Welche Rolle die digitale Planung bei der rechtssicheren Aufklärung spielt und wie sich die digitale Abformung abrechnen lässt, dazu informiert der folgende Beitrag.
34
Sofortimplantation und digitale Abformung im zahnlosen UK
Dr. Inga Boehncke, M.Sc., ZTM Moritz Thole
Die implantologische Versorgung von älteren Patienten zur Gewährleistung einer bestmöglichen Lebensqualität stellt bei geringem Knochenangebot und insuffizienter Erstversorgung eine hohe Anforderung dar.1 Der folgende Beitrag soll eine implantologische Versorgung des Unterkiefers eines 74-jährigen Patienten mit Sofortimplantation und digitaler Abformung zeigen.
37
38
Kompositmaterialien für die indirekte, extraorale Verarbeitung im CAD/CAM-Verfahren zeigen heute exzellente Eigenschaften und stellen damit eine sinnvolle Erweiterung für die Einzelzahnversorgung dar. Dieser Beitrag beschreibt die wesentlichen Fortschritte auf dem Gebiet der indirekten Komposite für das CAD/CAM-Verfahren.
42
Eine Bekannte beauftragte den Autor in gemeinsamer Arbeit mit einem Zahnarzt seiner Wahl mit einer neuen Frontzahnversorgung. Der Autor plante eine exakte Kopie des natürlichen Zahnes aus transluzentem, vollverblendetem Zirkonoxid. Er nahm an der Präparation des Behandlers teil, um gegebenenfalls Individualitäten direkt vor Ort abklären zu können. Als die alte Krone entfernt wurde, kam unter ihr ein alter Metallstumpf zum Vorschein, der das Todesurteil für die im Vorfeld getroffene Materialauswahl darstellte. Es folgte ein umfangreicher Versuchsaufbau und ablauf mit dem Ziel der 100-prozentigen Neutralisierung des vergrauenden Metallstumpfes.
46
Simulation der Bisslageänderung mit CAD/CAM-gefertigten Mock-ups
Prof. Dr. Jörg Neugebauer, Dr. Steffen Kistler, Dr. Ingo Frank, Jacqueline Meier, ZTM Siegfried Weiß und Dr. Frank Kistler
Die Implantatversorgung von Patienten mit parodontal geschädigten Zähnen stellt in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung dar. Neben dem bestmöglichen Erhalt der vorhandenen Zähne stellt sich auch die Frage des Zeitpunkts der Implantation, des Einheilmodus und der späteren prothetischen Versorgung. Gerade bei Parodontalerkrankungen, aber auch durch nicht behandelte Zahnfehlstellungen kann nach der Extraktion der Patientenwunsch nach einer Optimierung der funktionellen und ästhetischen Situation das zahntechnische und prothetische Behandlungsteam herausfordern. Die Simulation des prothetischen Ergebnisses erfolgt in der Regel durch ein Mock-up. Dieses kann durch die CAD/CAM-Technologien leicht simuliert und zur optischen sowie funktionellen Testphase verwendet werden.
51
52
Die stetige Weiterentwicklung und Verfeinerung von 3D-Druckverfahren hat auch zu einer steigenden Zahl der dentalen Medizinprodukte in diesem Bereich geführt. Nachfolgend sollen daher die maßgeblichen Vorschriften und Rahmenbedingungen dargestellt werden.
54
Die Herstellung von 3D-gedruckten Modellen steht in vielen Laboren aufgrund der Zeit- und Geldersparnis immer mehr im Fokus. ZTM Phillip Eppers schildert im Fachbeitrag seine Erfahrungen im Umgang mit dem 3D-Druck und gibt Ratschläge zur digitalen Modellherstellung. Anhand eines Patientenfalls erklärt er zudem die praktische Anwendung im Laboralltag.
57
58
Von der digitalen Abformung über die Planung am PC bis hin zur Konstruktion und Fertigung des Zahnersatzes mittels Fräs- und Schleifmaschinen sowie dem 3D-Drucken von Schienen und Hilfsmitteln – die intra- und extraorale Befundung, Planung und Rekonstruktion wird im zahnärztlichen und zahntechnischen Alltag mehr und mehr durch digitale Lösungen unterstützt. Die Marktübersicht Digitalmarkt gewährt einen Einblick in Hersteller und deren Produktpalette.
60
62
Digitale Implantatplanung und schablonengestützte Implantatinsertion sind aus vielen Praxen heute nicht mehr wegzudenken. Vielfältige Softwarelösungen auf dem Dentalmarkt sind dabei Ausdruck der rasanten Entwicklung digitaler Systeme.
63
67
Die neue Generation der digitalen Röntgengeräte eröffnet in der Zahnmedizin bahnbrechende Chancen für die Lösung komplexer interdisziplinärer Fragestellungen. Hochauflösende Bilder unterstützen einen schnellen und effizienten Workflow, der sowohl dem Praxisteam als auch den Patienten zugutekommt.
68
76
Die IDS 2021 – weltgrößte Messe für Zahnmedizin und Zahntechnik – hat ganz klar einen Trend bestätigt: Die Zukunft der Zahnmedizin ist digital. Dies gilt sowohl für die tägliche Arbeit in der Zahnarztpraxis als auch im zahntechnischen Labor. Während die Labore schon länger auf digitale Fertigungstechniken wie Modellscan, Designen und Fräsen von Restaurationen oder Modelldruck übergegangen sind, ist gerade die digitale Abdrucknahme in der zahnärztlichen oder kieferorthopädischen Praxis noch immer wenig verbreitet.
78
84
Vor 40 Jahren fing es an: 1980 begannen Werner H. Mörmann und Marco Brandestini in Zürich ein Gerät zu entwickeln, das Füllungen in Form von festen Formkörpern aus Materialrohlingen schleifen sollte. Im September 1985 wurde dann der erste Patient mit einem CAD/CAM-generierten Inlay versorgt, das aus einem Feldspatkeramik-Blöckchen von VITA mittels einer diamantierten Scheibe geschliffen worden war. Damit wurde schon sehr früh der Grundstein für den anhaltenden Siegeszug der dentalen CAD/CAM-Materialien gelegt.
86
Jeder Bereich der Fertigung profitiert von Daten, die moderne Scansysteme generieren. Auch unter dem Aspekt des Mangels an Zahntechnikern ist die Steigerung der Effektivität durch CAD/CAM-Systeme entscheidend, um zukünftig als Dentallabor erfolgreich zu sein – Modellscanner sind hierfür die Basis.
87
96
Moderne Fräs- und Schleifmaschinen haben das Potenzial, Praxen und Labore noch produktiver werden zu lassen, idealerweise in kürzerer Zeit und zu geringeren Kosten. Da immer mehr digitale Geräte in den Arbeitsablauf integriert werden, ist es wichtig, dass die Technologien, in die investiert wird, miteinander kommunizieren und neben einem benutzerfreundlichen Workflow die Freiheit bieten, ein möglichst breites Spektrum an Restaurationen fertigen zu können.
97
109
Automatisierte Design-Software, vernetzte Geräte (IoT), selbstlernende Prozessüberwachung (KI), End-to-End-Lösungen etc. – die Bandbreite der Innovationen im 3D-Druck ist groß. Der dentale 3D-Druck ist an einem spannenden Punkt angekommen. Viele Anwender stehen nach einer Testphase nun vor der Herausforderung, den 3D-Druck zweckmäßig in den Laboralltag zu integrieren.
110
117
Digitalisierung mittels Additive Manufacturing und Polymeren
ZTM Christoph Glodecki, Dr.-Ing. André Neumeister
Im allgemeinen Sprachgebrauch werden viele additive Verfahren auf Basis von Metall, Kunststoff und Keramik unter dem Begriff 3D-Druck kategorisiert. Hierzu zählen Lasersintern (SLS), Laserschmelzen (SLM), Fused Deposition Modeling (FDM), Lithography-based Ceramic Manufacturing (LCM), Stereolithografie (SL) sowie Digital Light Processing (DLP). Die Kunststoffverfahren stellen mit die höchsten Genauigkeiten zur Verfügung und sind dadurch für die Dentaltechnologie prädestiniert. Mittels SL- und DLP-Verfahren lassen sich dann Auflösungen im Bereich besser als 25 µm erzielen.